Kapitel 4- Altersvorsorge mit ETFs
Nachdem wir jetzt wissen, wie hoch unsere Rentenlücke ist und wie viel wir sparen müssen, um diese zu schließen, geht es daran zu schauen, in was wir investieren.
In diesem Kapitel werden wir uns mit der ersten der drei üblichsten Möglichkeiten auseinandersetzen und zwar dem Investment in ETFs.
Was wir in diesem Kapitel behandeln
- Grundlagen der Geldanlagen (Sparen vs. Investieren)
- Funktion und Kosten eines ETF
- Musterportfolio
Grundlagen - Sparen vs. Investieren
Sparen ist bei den Deutschen sehr beleibt. Aktuell liegen 4,5 Billionen € in Deutschland auf Sparkonten.
Geht es um das Thema Investieren, sieht es anders aus. Lediglich 17,6% der Deutschen (ab 14 Jahren) investieren in Aktien, Aktienfonds bzw. aktienbasierte ETFs.
Doch was ist eigentlich der Unterschied zwischen Sparen und Investieren und warum ist es für die Altersvorsorge zwingend notwendig zu investieren und das reine Sparen nicht ausreichend?
Schauen wir uns zur Beantwortung der Frage die Definition der beiden Begriffe an:
Sparen:
Sparen bedeutet, einen Teil des Einkommens zurückzulegen und nicht auszugeben. Es ist eine konservative Methode, Geld zu akkumulieren und sicher aufzubewahren.
Üblicherweise auf etwas wie ein Tagesgeldkonto, Sparbuch oder ähnliches. Der Hauptzweck des Sparens ist, kurzfristige Ziele zu erreichen, wie ein Notgroschen, geplante größere Anschaffungen oder Urlaube.
Sparen bietet Sicherheit und Liquidität, d.h. das Geld ist leicht verfügbar, wenn es benötigt wird.
Investieren:
Investieren bedeutet, Geld in Anlageklassen wie ETFs, Aktien, Anleihen, Immobilien oder andere Finanzinstrumente zu stecken, um langfristig Kapitalwachstum zu erzielen.
Das Ziel des Investierens ist, das Vermögen zu vermehren und langfristige finanzielle Ziele zu erreichen, wie den Aufbau eines Altersvorsorgevermögens. Investitionen sind mit höheren Risiken verbunden, bieten jedoch auch die Möglichkeit, höhere Renditen zu erzielen.
Schauen wir uns die Unterschiede einmal im Detail an.
Rendite:
- Sparen: Bietet in der Regel niedrige Renditen. Zinsen auf Sparkonten oder Tagesgeldkonten sind oft gering und liegen häufig unter der Inflationsrate.
- Investieren: Potenziell höhere Renditen, die in der Regel die Inflation übersteigen sollten. Historisch gesehen haben Aktienmärkte und andere Anlageklassen langfristig deutlich höhere Renditen erzielt als Sparkonten.
Risiko:
- Sparen: Geringes Risiko. Das Kapital auf einem Sparkonto ist durch Einlagensicherungssysteme geschützt (z.B. bis zu 100.000 Euro in Deutschland).
- Investieren: Höheres Risiko. Investitionen können schwanken und Verluste können auftreten. Die Risikostufen variieren je nach Anlageklasse.
Liquidität:
- Sparen: Hohe Liquidität. Ersparnisse sind in der Regel schnell und einfach verfügbar, z.B. durch Abhebung von einem Sparkonto.
- Investieren: Variiert je nach Anlageform. Aktien und börsengehandelte Fonds (ETFs) sind relativ liquide und können schnell verkauft werden, während Immobilien oder langfristige Anleihen weniger liquide sind.
Zeithorizont:
- Sparen: Kurz- bis mittelfristig. Ideal für Ziele, die innerhalb von ein paar Monaten bis Jahren erreicht werden sollen.
- Investieren: Langfristig. Empfohlen für Ziele, die über viele Jahre oder Jahrzehnte erreicht werden sollen, um Marktschwankungen auszugleichen und vom Zinseszinseffekt zu profitieren.
Wie man sieht, ist Sparen bzw. mit Sparkontenarbeiten nicht der richtige Weg fürs Alter vorzusorgen. Zusammengefasst liegt dies daran, dass die zu erwartenden Renditen zu gering sind.
Um mit den Renditen bzw. Zinsen eines Sparkontos das Kapital aufzubauen, was zur Schließung der Rentenlücke notwendig wäre, würden extrem hohe Sparraten benötigt werden, die in der Praxis nicht realistisch finanzierbar sind.
Aus diesem Grund kommt man um das Investieren nicht herum, wenn man strategisch sinnvoll seine Altersvorsorge aufbaue möchte. Deshalb werden wir uns im folgenden ausführlich mit dem Investieren in ETFs auseinandersetzen.
Doch bevor man beginnt zu investieren, sollte man die folgenden drei wichtigen Grundprinzipien berücksichtigen, in die wir im Verlauf auch noch genauer eingehen werden.
- Diversifikation: Risikostreuung durch Investition in verschiedene Anlageklassen.
- Langfristigkeit: Geduld und ein langfristiger Anlagehorizont sind entscheidend für den Erfolg.
- Risikobewusstsein: Verständnis der Risiken und die Bereitschaft, diese einzugehen.
Was ist ein ETF?
Die Abkürzung ETF steht für exchange traded Fonds auf Deutsch übersetzt börsengehandelter Fonds. Ein börsengehandelter Fonds ist ein Investmentfonds, der wie eine Aktie an der Börse gehandelt werden kann.
ETFs, wie auch andere Arten von Fonds bündeln Geld von Anlegern in einem Korb aus verschiedenen Anlagen, darunter sind Aktien, Anleihen und auch andere Wertpapiere.
Es gibt ETFs in verschiedenen Ausprägungen. Manche investieren in eine Vielzahl von Aktien und Anleihen, andere investieren in bestimmte Marktsektoren, wie beispielsweise Technologie oder Pharma und wiederum andere investieren in Rohstoffe oder auch Währungen.
Doch die Variante, die man am häufigsten meint, wenn man über einen ETF spricht, ist die Variante, in der ein Index abgebildet wird, also ein so genannter Indexfonds.
Wie funktioniert ein ETF?
ETFs verfolgen die Performance eines bestimmten Indexes, indem sie die in diesem Index enthaltenen Wertpapiere halten.
Ein Index kann beispielsweise so etwas sein wie:
- DAX (Deutscher Aktienindex | 30 größte Unternehmen in Deutschland)
- MSCI World (Weltweiter Aktienindex mit den 1500 größten Unternehmen)
- NASDAQ 100 ( 100 größten Aktien gelistet an der NASDAQ ohne Finanzunternehmen)
- S&P 500 (500 größten börsennotierten US-Unternehmen)
- Euro Stoxx 50 (Europäischer Aktienindex)
Da "einfach" der gewählte Index abgebildet wird und keine individuellen Investmententscheidungen getroffen werden, spricht man auch von einem so gennnaten passiven Investment.
Im Gegensatz zu einem Fonds wo, ein Fondsmanager aktive Investmententscheidungen trifft. Hier spricht man von einem aktiven Investment.
Dies ist auch der Grund, weshalb ETFs in der Regel eine sehr günstige Kostenstruktur haben.
Die Indexnachbildung (Replikation) kann dabei auf zwei verschiedene Arten geschehen:
Physische Replikation:
Der ETF kauft die tatsächlichen Wertpapiere, die im zugrunde liegenden Index enthalten sind, in derselben Gewichtung. Beispielsweise wird ein S&P 500 ETF alle 500 Aktien des S&P 500 Index halten.
Dabei unter scheidet man noch einmal zwischen der vollständigen Nachbildung (der ETF hält alle Wertpapiere des Index) und der optimierten Nachbildung (Der ETF hält eine Auswahl von Wertpapieren, die den Index bestmöglich repräsentiert, um Kosten zu senken.)
Syntheteische Replikation:
Der ETF verwendet Derivate wie Swaps, um die Indexrendite nachzubilden, anstatt die physischen Wertpapiere zu kaufen. Dies kann Kosten reduzieren, birgt jedoch ein Kontrahentenrisiko.
Dabei können ETFs in zwei Hauptkategorien unterteilt werden, basierend auf der Art und Weise, wie sie die Erträge (z.B. Dividenden und Zinsen) behandeln: Thesaurierende und ausschüttende ETFs.
Beide haben unterschiedliche Vor- und Nachteile, die je nach den Präferenzen und Zielen des Anlegers relevant sein können.
Thesaurierende ETFs:
Thesaurierende ETFs, auch als reinvestierende ETFs bezeichnet, behalten die erzielten Erträge im Fonds und investieren diese automatisch wieder in die zugrunde liegenden Wertpapiere.
Ausschütende ETFs:
Ausschüttende ETFs zahlen die erzielten Erträge wie Dividenden und Zinsen regelmäßig (meist vierteljährlich, halbjährlich oder jährlich) an die Anleger aus.
Kosten eines ETF?
Ein ETF zeichnet sich (vor allem gegenüber aktiv gemanagten Fonds) durch in der Regel niedrige Kosten aus. D.h. aber nicht, dass ein ETF gar keine Kosten hat.
Man unterscheidet hier zwischen zwei Kostenarten. Das sind zum einen die Kosten, die direkt dem ETF zuzuordnen sind, also die sogenannten ETF-Kosten und die Kosten, die abhängig davon sind, über welches Depot bzw. welchen Broker man den oder die ETFs kauft oder verkauft.
ETF-Kosten
Die Kosten, die direkt den ETF betreffen werden, in der sogenannten TER – Total Expansion Ratio ausgewiesen.
Dort sind alle Kosten des ETFs wie beispielsweise Verwaltungs-, Vertriebs- und Lizenzkosten enthalten man spricht hier auch von der Gesamtkostenquote.
Ausgewiesen wird die TER in Prozent und man findet den Wert im Factsheet des entsprechenden ETFs.
Die in der TER zusammengefassten Kosten werden direkt dem Fondsvermögen entnommen und schmälern dadurch entsprechend die Rendite.
Hier einmal an einem Beispiel erklärt:
Angenommen, man ist in einen ETF investiert, der eine TER von 0,5% hat und der ETF erwirtschaftet eine Rendite von 6,5% dann werden 6% Rendite also 6,5% - 0,5% gutgeschrieben.
Hier ein paar Beispiele von beliebten ETFs mit deren TERs:
ETF-Name | TER |
---|---|
iShares Core MSCI World UCITS | 0,20% |
Vanguard FTSE All-World UCITS ETF | 0,22% |
iShares Core S&P 500 UCITS ETF | 0,07% |
iShares MSCI Emerging Markets UCITS ETF | 0,18% |
Xtrackers MSCI World ESG UCITS ETF | 0,20% |
Kosten des Handelns
Neben den Kosten, die direkt den ETF betreffen, gibt es die Kosten, die mit dem Handeln und Verwahren eines ETF anfallen. Primär sind das die Depotgebühr, die Transaktionskosten und der Spread.
Diese Kosten fallen unabhängig vom gewählten ETF an und variieren sehr stark von Depotanbieter zu Depotanbieter.
- Depotgebühr: Die Depotgebühr sind Kosten, die dir für die Verwaltung und Aufbewahrung von ETFs, in einem Depot bei einer Bank oder einem Online-Broker berechnet wird. Es handelt sich dabei in der Regl um einen festen jährlich fälligen Betrag.
- Transaktionskosten: Transaktionskosten entstehen, wenn man ETFs kauft oder verkauft. Sie setzen sich oft aus einem festen Betrag und einem prozentualen Anteil des Handelsvolumens zusammen.
- Spread: Der Spread ist der Unterschied zwischen dem Preis, zu dem man einen ETF kaufen (Geldkurs/Ask) und dem Preis, zu dem man ihn verkaufen (Briefkurs/Bid) kann. Ein niedriger Spread bedeutet geringere Kosten beim Kauf oder Verkauf von ETFs.
Voraussetzung zum Handeln eines ETF
Um ETFs handeln zu können, benötigt man ein Depot bei einer Bank oder einem Online-Broker.
Ein Depot ist eine Art Verwahrstelle für die erworbenen ETFs. Über das Depot bzw. den dahinter stehenden Broker kann man die entsprechenden Wertpapiere kaufen und/oder verkaufen.
Wichtige Kriterien bei der Auswahl des Depots sind:
- Gebühren: Hier sollte man die Transaktionskosten, Depotgebühren und eventuelle Zusatzkosten im Blick halten.
- Angebotene ETFs: Der Broker sollte eine breite Palette an ETFs anbieten, die denn individuellen Anlagezielen entsprechen.
- Benutzerfreundlichkeit der Plattform: Eine intuitive und einfach zu bedienende Handelsplattform erleichtert den Handel mit ETFs.
- Kundensupport: Verlässlicher und gut erreichbarer Kundensupport ist bei Fragen oder Problemen wichtig.
Risiken
Wie jede renditeorientierte Geldanlage haben natürlich auch Investments in ETFs Risiken. Das ist letztendlich immer der Preis, den man zahlen muss, wenn man Renditen oberhalb der Inflation erzielen will. Im Folgenden findest du eine Übersicht über die relevantesten Risiken:
- Marktrisiko: Das Risiko, dass die Preise von Wertpapieren aufgrund von Marktbewegungen fallen. Dies ist das grundlegende Risiko bei Aktien und anderen Marktinvestitionen.
- Kreditrisiko: Das Risiko, dass ein Emittent von Anleihen zahlungsunfähig wird und Zinsen oder die Rückzahlung des Kapitals nicht leisten kann.
- Liquiditätsrisiko: Das Risiko, dass eine Anlage nicht schnell genug oder nur mit erheblichem Preisnachlass verkauft werden kann.
- Währungsrisiko: Bei internationalen Investitionen kann es zu Verlusten aufgrund von Wechselkursschwankungen kommen.
- Zinsrisiko: Veränderungen des Zinsniveaus können den Wert von Anleihen und anderen festverzinslichen Wertpapieren beeinflussen.
- Inflationsrisiko: Auch bei Investitionen besteht das Risiko, dass die Inflation die realen Erträge schmälert.
- Spezifisches Risiko (Unternehmensrisiko): Risiken, die spezifisch für ein Unternehmen oder eine Branche sind, wie Managementfehler oder technologische Veränderungen.
- Politisches Risiko: Risiken, die aus politischen Veränderungen oder Instabilität in einem Land resultieren können.
Mit verschiedenen Strategien lassen sich Risiken zwar nicht komplett verhindern, aber zumindest reduzieren. Die wichtigsten Ansätze zur Risikominimierung findest du im Folgenden:
- Diversifikation: Streuung der Investitionen über verschiedene Anlageklassen, Branchen und geografische Regionen. Dies reduziert das spezifische Risiko und minimiert die Auswirkungen von Marktschwankungen.
- Asset Allocation: Eine strategische Verteilung des Kapitals auf verschiedene Anlageklassen entsprechend der Risikotoleranz und den Anlagezielen des Investors.
- Rebalancing: Regelmäßige Anpassung des Portfolios, um die ursprüngliche Asset Allocation beizubehalten. Dies kann helfen, Gewinne zu sichern und Verluste zu begrenzen.
- Qualitative Analyse: Durchführung gründlicher Analysen und Bewertungen der Anlagen und Märkte, in die investiert wird.
Steuern
Steuern bei einem ETF fallen dann an, wenn Gewinne realisiert werden. Das ist immer dann der Fall, wenn man einen ETF zu einem höheren Kurs verkauft, als man ihn gekauft hat.
Auf die Gewinne, die daraus resultieren, muss die sogenannte Abgeltungssteuer gezahlt werden. Diese beträgt 25% + Solidaritätszuschlag + ggf. Kirchensteuer. Es gibt einen Freibetrag für Zinserträge, den sogenannten Sparerpauschbetrag. Dieser beträgt bei ledigen 1000€ pro Jahr.
Somit liegt die gesamte Steuerlast zwischen 26,375% und 28% (Je nach Bundesland ist der Kirchensteuersatz unterschiedlich).
Hat man beispielsweise einen ETF für 100€ gekauft und verkauft ihn nach einiger Zeit für 110€, dann hat man einen Gewinn von 10€ erzielt (realisiert). Diese 10€ müssen dann versteuert werden.
Gewinne und Verluste innerhalb eines Jahres dürfen jedoch miteinander verrechnet werden. Nur auf die Gewinne, die nach Abzug der Verluste übrig bleiben, müssen Steuern gezahlt werden.
Angenommen, man hat zwei ETFs A und B für jeweils 100€ gekauft nach einiger Zeit verkauft man beide ETFs. ETF A hat eine positive Wertentwicklung und liegt bei 110€. ETF B ist gefallen und liegt bei 91€. D.h. nach Abzug der Verluste liegt der Gewinn bei 1€ (ETF A +10€, ETF B -9€). Also muss man nur 1€ versteuern.
Um die Abführung der Steuer muss man sich jedoch nicht aktiv kümmern, dies erledigt die Depotbank direkt für einen.
Teilfreistellung bei Aktien-ETFs
Seit 2018 muss nicht mehr der ganze Gewinn versteuert werden. Wie hoch der Steuerfreibetrag ist, ist abhängig davon, wie hoch der Aktienanteil im jeweiligen ETF ist.
Aktienanteil | Steuerfreier Anteil |
---|---|
Mehr als 50 % | 30% |
25% bis 50 % | 15% |
Weniger als 25% | 0% |
Vorabpauschale
Ebenfalls seit 2018 gibt es die so genannte Vorabpauschale. Diese führt dazu, dass sobald ein ETF auf Jahresbasis Gewinn gemacht hat, man Steuern zahlen muss.
Die Höhe der Steuer ist dabei abhängig vom sogenannten Basiszins. Die Höhe des Basiszinses berechnet sich nach der aktuellen Verzinsung deutscher Staatsanleihen. Im Jahr 2023 lag der Basiszins bei 2,55%.
Schauen wir uns die Berechnung mal im Detail an für das Jahr 2023:
Die beiden Ausgangswerte, die man berechnen muss, sind der Basisertrag und die Wertsteigerung.
Basisertrag = Wert der Fondsanteile zum 1. Januar 2023 x Basiszins x 0,7
Wertsteigerung = Wert der Fondsanteile zum 31.12.2023 - Wert der Fondsanteile zum 01.01.2023
Hat man diese beiden Werte errechnet, schaut man, welcher größer ist. Ist der Basisertrag höher als die Wertsteigerung, wird die Wertsteigerung für die weitere Berechnung genommen. Ist umgekehrt die Wertsteigerung höher als der Basisertrag wird der Basisertrag für die weitere Berechnung genutzt.
Im nächsten Schritt wird geschaut, wie hoch der Aktienanteil des ETFs ist. Dementsprechend muss nur ein gewisser Anteil versteuert werden (siehe Teilfreistellung).
Auf den Wert, der dann noch übrig bleibt, zahlt man die Abgeltungssteuer.
Das Ganze auch einmal an einem Zahlenbeispiel:
Angenommen, wir haben einen Aktien-ETF mit mehr als 50% Aktienanteil. Der Wert unseres ETFs betrug zum Jahresbeginn 20.000€ und zum Jahresende 20.500€.
Schritt 1: Berechnen, welcher Wert höher ist.
Basisertrag = 20.000€ *2,55% * 0,7 = 357€
Wertenwticklung = 20.500€ - 10.000€ = 500€
Der Basisertrag ist niederiger, also wird auf dieser Basis die Abgeltungssteuer berechnet. Zunächst wird aber noch die Teilfreistellung berücksichtigt. Da der Aktienanteil größer als 50% ist, sind 30% steuerfrei.
357€ * 0,7 = 249,90€
Abgeltungssteuer = 249,90€ * 27,995% (mit Kirchensteuer und nicht in Bayern oder Baden Württemberg) = 69,95€
In unserem Beispiel liegt die Vorabsteuer bei 69,95€.
Die Vorabsteuer wird automatisch von der Depotbank abgeführt allerdings nicht aus dem ETF-Guthaben, sondern das Kapital wird dem Verrechnungskonto entnommen.
Portfolio Beispiele
In diesem Kapitel haben wir bereits einiges über die Grundlagen rund zum Thema ETF und auch über die Voraussetzungen des Investments gelernt. Jetzt stellt sich natürlich die Frage, in welche ETFs sollte ich konkret investieren?
Die konkrete Auswahl solle immer abhängig von den individuellen Präferenzen und der persönlichen Risikoneigung sein. Auch die Frage, was es bereits für andere Investments gibt, sollte bei der Entscheidung eine Rolle spielen.
Damit sich dem Ganzen einmal annähern kann, haben wir im folgenden einige Beispiel in Form von Musterportfolios erstellt. Der Fokus liegt hier vor allem auf einer breiten (weltweiten) Diversifikation und kann als Ideengrundlage für dein eigenes Portfolio dienen.
Disclaimer: Die in diesem Kapitel vorgestellten Musterportfolios dienen lediglich als Beispiele zur Veranschaulichung verschiedener Anlageansätze und zur Unterstützung bei der Gestaltung eines eigenen Portfolios. Es handelt sich hierbei nicht um Anlagempfehlungen. Die Wahl des eigenen Portfolios sollte stets auf den individuellen Präferenzen, der persönlichen Risikoneigung und den finanziellen Zielen basieren.
Ein ETF-Portfolio
Die simpelste Variante, ein weltweit gestreutes Portfolio abzubilden, geht mit dem sogenannten Ein-ETF-Portfolio. Dabei wird in einen All-World ETF investiert, der wie der Name schon sagt mehr oder weniger die gesamte Welt abdeckt.
Der Vanguard FTSE All-World UCITS ETF umfasst beispielsweise über 3900 Unternehmen, die über die ganze Welt verteilt sind.
ETF-Name | TER |
---|---|
Vanguard FTSE All-World UCITS ETF | 0,22% |
Lazy Portfolio
Eine bekannte und trotzdem sehr simple und beliebte Portfoliovariante ist die Zusammensetzung eines MSCI World und eines Emerging Markets ETF. Man spricht hier auch vom 70/30 oder auch Lazy Portfolio.
Dieser Ansatz hat die Idee, den MSCI World ETF um den Part zu ergänzen, der dort fehlt und zwar die sogenannten Schwellenländer.
Diese können über einen Emerging Markets ETF abgedeckt werden, womit sich eine weltweite Abdeckung von ungefähr 85% ergibt.
ETF-Name | TER | Gewichtung |
---|---|---|
iShares Core MSCI World UCITS | 0,20% | 70% |
iShares MSCI Emerging Markets UCITS ETF | 0,18% | 30% |
Lazy Portfolio + Europa
Eine Variante des Lazy Portfolios ist die Ergänzung der bereits genannten zwei ETFs durch einen Europa ETF. Hintergrund ist, dass der MSCI World einen relativ großen Anteil in den USA hat.
Möchte man diesen Anteil reduzieren bzw. etwas gleichgewichteter verteilen, kann man einen Europa ETF mit hinzunehmen. Das Ganze könnte dann wie folgt aussehen:
ETF-Name | TER | Gewichtung |
---|---|---|
iShares Core MSCI World UCITS | 0,20% | 50% |
iShares MSCI Emerging Markets UCITS ETF | 0,18% | 30% |
iShares STOXX Europe 600 ETF | 0,20% | 20% |
Pantoffel Portfolio
Das so genannte Pantoffel Portfolio wurde von der Zeitschrift Finanztest entwickelt und hat die Idee, langfristig bequem und ohne großen Aufwand Vermögensaufbau zu betreiben.
Von diesem Portfolio gibt es drei Varianten: Offensiv, ausgewogen und defensiv.
Offensiv
ETF-Name | TER | Gewichtung |
---|---|---|
iShares Core MSCI World UCITS | 0,20% | 60% |
Invesco EuroMTS Cash 3 Months UCITS ETF | 0,09% | 40% |
Ausgewogen
ETF-Name | TER | Gewichtung |
---|---|---|
iShares Core MSCI World UCITS | 0,20% | 50% |
Invesco EuroMTS Cash 3 Months UCITS ETF | 0,09% | 50% |
Defensiv
ETF-Name | TER | Gewichtung |
---|---|---|
iShares Core MSCI World UCITS | 0,20% | 20% |
Invesco EuroMTS Cash 3 Months UCITS ETF | 0,09% | 80% |
Weltportfolio plus
Dieses Portfolio hat, wie die anderen Musterportfolios auch, einen weltweiten Investmentansatz. Ergänzend wird hier, ähnlich wie beim Lazy + Europa Portfolio Emerging Markets und Europa beigemischt.
Weitergehend und um ein wenig Volatilität rauszunehmen wird in einen weltweiten Staatsanleihen-ETF und zusätzlich um das Thema Tech etwas überzugewichten in den Nasdaq-100 investiert.
ETF-Name | TER | Gewichtung |
---|---|---|
iShares Core MSCI World UCITS | 0,20% | 50% |
iShares MSCI Emerging Markets UCITS ETF | 0,18% | 10% |
iShares STOXX Nasdaq-100 | 0,31% | 10% |
iShares Core MSCI Europe | 0,12% | 10% |
Xtrackers MSCI Europe Small Cap | 0,30% | 10% |
iShares Global Government Bond | 0,20% | 10% |